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Nanni, Kilian und Balou unterwegs in Skandinavien
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10.-14. Juli 2009

Dies ist ein etwas längeres Kapitel, das 2 Teile enthält:

Fahrt zum Nordkapp

und

48 Stunden am Nordkapp



Teil 1: Fahrt zum Nordkapp


Von Andenes auf den Vesteralen geht sommers eine kleine Fähre Richtung Festland, auf die Halbinsel Senja.
Die Überfahrt dauert 90 Minuten und ist nicht für schwache Mägen geeignet.
Danach liegen noch rund 700 km Strasse vor uns.

Wer 20 Sekunden lang unseren Seegang erleben will, klickt hier:




Eine der vielen Fischfarmen am Wegrand


400 km vorm Nordkapp finden wir diesen Übernachtungsplatz.
Zeit für das Abendessen mit ein paar lokalen Spezialitäten:



Fjellsnacks sind eine Art Beef Jerky aus Rentier - eine Mischung aus Landjäger und Bündnerfleisch. Sehr trocken mit ausgeprägtem (leicht hammeligem?) Wild-Aroma.(und sauteuer).


Das gab's im Supermarkt für 18 Nok (2 Euro) und musste mit. Es scheint sich auch hier geschmacklich um Rentier zu handeln...?
Jedenfalls schmeckt es besser als die Fjellsnacks...


Diese dramatisch helle Wolke in der Bildmitte wird uns in Kürze einen 2-minütigen Platzregen bescheren...


Am nächsten Morgen: Winziger, blau leuchtender Enzian blüht überall


Der Gletscher Oksfjordjokelen bricht direkt in's Meer ab.


100 km vor dem Nordkapp: blühende Wiesen und 23 Grad!


Und plötzlich ein Stau direkt vorm Tunnel: Unsere ersten Rentiere!


Die Rentiere lassen sich von den Autos nicht beeindrucken und müssen fast weggeschoben werden.


Kurz darauf: Auch diese Familie am Wegrand lässt sich nicht stören...


Dieser Tunnel verbindet die Insel Mageroya, auf der das Nordkapp liegt, mit dem Festland, und kostet uns hin und zurück je 165 NOK.
Dafür führt er 212 m tief unter dem Meeresspiegel hindurch. Steil geht es im Tunnel in die Tiefe und ebenso steil wieder nach oben.
Sooo tief waren wir noch nie im Leben!


Noch 10 km bis zum Nordkapp: rechts kommt der Nordkapp-Zipfel in Sicht


Wir passieren das Kassenhäuschen und bezahlen 430 Kronen - ca. 50 Euro(!). Die freundliche Dame sagt: "Der Eintritt gilt für 2 Tage!"
Und damit folgt nun der Bericht über




48 Stunden am Nordkapp

Gegen 17 Uhr sind wir auf dem Nordkapp-Plateau angekommen, das eindrucksvoll 300 Meter über dem Meer thront und von fast senkkrecht  in's Meer fallenden Klippen begrenzt ist.

Wir fahren auf den riesigen Parkplatz. Da wir, wie alle Nordkapp-Besucher, wissen, dass es hier meist neblig ist, tun wir sofort das Nötige:

Uff! Das Beweisfoto ist im Kasten. Nun können wir uns in Ruhe anderen Dingen widmen. Also erst einmal zurück zum Auto, einen Kaffee kochen und es uns gemütlich machen.


Wir haben die hinterste Ecke des riesigen Parkplatzes belegt und lernen nun unsere Zeltnachbarn kennen: Der Roller neben uns gehört einem japanischen Paar, das ihn vor 14 Tagen in Budapest gemietet hat und nun für 3 Monate mit dem Zelt durch Europa fährt. Die beiden sind schon seit 2005 in der Welt unterwegs und haben viel erlebt.
Später gesellen sich noch 2 russische Pärchen mit PKW und Motorrad zu uns.


Blick über den Parkplatz: Hinten auf den "billigen Plätzen" stehen wir und ein paar Zelte. Davor kommen reihenweise schicke, teure Wohnmobile. Direkt vor der grossen Nordkapp-Halle (das Teil mit der weissen Kugel drauf im Hintergrund) parken die Reisebusse.

Gegen 23 Uhr ist der Parkplatz voller Autos und Menschen. Auch wir begeben uns mit dem Menschenstrom Richtung  Nordkapphalle und Aussichtspunkt, um die begehrte Mitternachtssonne zu erleben und natürlich zu fotografieren!


Die Nordkapp-Halle (hier die Südseite mit Panoramafenstern) bietet dem Touristen jede Menge Möglichkeiten, selbst bei schlechtem Wetter das spezielle Nordkapp-Feeling zu entwickeln und dabei  sein Geld loszuwerden.
Restaurant, Bars, Souvenirs, der Erwerb der Mitgliedschaft im Royal North Cape Club, Postkarten mit original Nordkappstempel...man hat sich wirklich Mühe gegeben! Da bis Mitternacht noch etwas Zeit über ist, gehen wir tapfer hinein.  


Das Thailand-Museum entpuppt sich als ein kleiner, fensterloser  Raum.
Es soll an König Chulalongkorn (oder so ähnlich) erinnern, der anno 1906 das Nordkapp besuchte.
 

In der kleinen Kapelle im Untergeschoss erklingt meditative Musik.
Wirklich coole Leute heiraten hier.
Anschliessend könnte man in der exklusiven Nordkapp-Suite übernachten, wenn man reich genug ist.

Die Kinotüren neben der Kapelle, hinter denen der Breitwand-Film über's Nordkapp gezeigt wird, öffnen sich, als wir gerade arglos daran vorbeischlendern.
 Ein Menschenstrom quillt heraus und treibt uns vor sich her Richtung Treppe. Wir retten uns schockiert in eine Ecke, finden dort einen Aufzug und flüchten damit 2 Etagen höher.


Hier bietet ein riesiger Souvenirladen alle erdenklichen Mitbringsel an: niedliche Plastik-Trollfamilien, echte Rentierfelle, Nordkapp-Tassen "Made in China",
Birkenholztassen und auch diese hübsche Elch-Unterwäsche.
Aber nun nix wie 'raus! Gleich ist Mitternacht! Den Rest der Halle erkunden wir morgen!


Es ist warm heute abend am Nordkapp. Der Aussichtspunkt im Hintergrund füllt sich mit den Bustouristen. Man steht Schlange, um sich auf dem Podest der Weltkugel fotografieren zu lassen. Eine ältere Dame meint empört zu ihrem Begleiter: "Können die nicht mal alle 'runtergehen, wir wollen hier oben alleine fotografiert werden!!"


Die Busse in der ersten Reihe blicken versonnen gen Norden.


Mitternacht!
In der nächsten halben Stunde strömen die Menschen zurück, die Reisebusse fahren ab. Gegen 1 Uhr ist es fast menschenleer, bemerken wir erstaunt...
Wir bummeln noch ein bisschen herum und gehen dann in's Bett.


Am nächsten Tag schlafen wir lange aus und legen uns erst einmal in die Sonne. Gegen Mittag strömen 35 quietschgelbe Reisebusse heran, vorne ist ein Rummel wie um Mitternacht. 2 Stunden später ist wieder Ebbe...
Am Nachmittag, als alles ruhig ist, gehen wir die weiteren Höhepunkte der Nordkapphalle erkunden.
 Den 20-Minuten-Film im Riesenkino sehen wir uns um 16 Uhr mit genau 8 anderen Besuchern an: das Nordkapp im Wechsel der Jahreszeiten...sehr bunt, sehr schöne Bilder und leicht kitschig gemacht. So etwas gefällt.
Und dann gibt es noch:


..eine Puppenstube: Hinter Glas wird dem geneigten Besucher die dramatische Entdeckung des Nordkapps gezeigt.

Und mehr der Wunder:

Irgendwo im Untergeschoss erklingen elektronische Vogelstimmen und man sieht erstaunt, wie etwas mumifiziert wirkende Papageientaucher in Möwennestern brüten.

Puh! Ich glaube, wir brauchen erstmal frische Luft!
Etwa einen Kilometer südöstlich liegt die Landebucht, die noch bis in die 1950er Jahre für Touristen der einzige Zugang zum Nordkapp war.


Der Weg zum Landeplatz wirkt etwas steil, wir klettern aber trotzdem hinunter.
Zum Glück haben wir ein Handtuch dabei. Unten waschen wir uns den Angstschweiss mit einem sekundenlangen Bad in der Bucht ab.
Nun können wir zu Recht behaupten, dass wir am Nordkapp baden waren!


Der alte Landesteg ist zerfallen.
Bunte Kunststoffkugeln von den Fischernetzen liegen herum. Wir müssen welche mitnehmen!


...und wieder den Berg hinauf!

Übrigens: Eine der Nordkapp-Fischerkugeln ist noch zu haben!
Ich tausche sie ein gegen etwas Nützliches oder Unnützes, von materiellem oder immateriellem Wert!
Wer sie haben will, der schicke mir ein Email: nanni@blackforesttour.de !


Rast auf halber Höhe. Am Horizont taucht ein schneeweisses Kreuzfahrtschiff auf. War das etwa die Ursache des Rummels heute mittag?

Gegen Abend kommen wir zurück zum Auto und machen erst einmal ein Grillfeuer. Im Westen sieht man zwei grosse Kreuzfahrtschiffe majestätisch von dannen ziehen... 
Kurz vor Mitternacht: wir müssen unbedingt gucken gehen, ob sich der Rummel von gestern wiederholt...?


Im Foyer der Halle hätte man einen schönen Blick auf die Sonne, aber...


...heute sitzt unverschämterweise eine Wolke davor!!! Und die meisten Busse fahren doch um halb eins wieder zurück...?!


Mit Häppchen und einem Likör tröstet dieser Bus die Reisenden über die fehlende Sonne hinweg. Das scheint zu klappen, denn die Gesichter hellen sich schlagartig auf! Nur die Nachbarn gucken neidisch...


1.30 Uhr morgens: Fast alle sind zu Bett gegangen. Die Busse sind fortgefahren. Die riesigen Wohnmobile haben ihre Fenster dunkel zugehängt und auch in den bescheideneren Quartieren kehrt Ruhe ein...

2 Uhr morgens: Die Sonne scheint wieder, die Wolke ist fort. Und vor der Weltkugel herrscht ein heimliches Kommen und Gehen.


         Das Cabrio aus Gibraltar hatte gerade seinen Fototermin...


...nun kommen die historischem Motorräder dran...



...das letzte Motorrad fährt davon



...und auch wir machen noch ein paar Fotos.


Welch ein unbeschreiblich romantischer Augenblick...




Aber...Moment...! Da liegt doch was da unten in der Weltkugel!!


Da hat jemand ein Buch ausgesetzt! Und wir sind die glücklichen Finder und vorübergehenden Besitzer! Ein Krimi von Henning Mankell , "Before The Frost". Das klingt nach spannender Urlaubslektüre. Und gespannt sind wir auch, wer es wohl dort hingetan hat!
(Es sind weltweit viele tausend Bücher "auf Reisen", die man über bookcrossing.com oder bookcrossing.de verfolgen kann.)


Noch einmal Winken von der Weltkugel, dann spazieren wir nach Hause.
Hier ist doch noch jemand wach! Unsere russischen Nachbarn zünden gerade den Grill an.


Frühstück um 3.15 Uhr: mit russischem gegrillten Hühnchen, unserem französischen Rotwein und der Unterhaltung auf Englisch.
.



4 Uhr morgens: letzter Blick vor'm Schlafengehen. Die Sonne steht schon wieder hoch, es wird hell und warm.


Als wir am Mittag verschlafen aus dem Auto blinzeln, hat das Wetter umgeschlagen. Es ist kühl, leichter Nieselregen zieht über's Land.
Wolken bedecken die Berge. Zeit zum Weiterfahren.


Wir verabschieden uns vom Nordkapp, bedanken uns für die schönen Tage und fahren weiter gen Osten.

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